Ein Tag im Leben eines Bauingenieurs

Schaffen Was Bleibt

Anna-Maria Schröter und Thomas Schäfer

Anna-Maria Schröter ist zuständig für die Fassadengewärke inklusive der Glasdächer. Insgesamt werden ca. 1600 Elemente verbaut. Welches Element bereits verbaut, welches noch in Produktion und welches schon auf dem Weg zur Baustelle ist, kann Ann-Kathrin ganz einfach über ein digitales 3D-Modell nachvollziehen. Denn alle Elemente werden je Phase eingescannt. Die Größte Herausforderung sind die Wetterverhältnisse. Ist es zu windig können die Fassadenelemente nicht über einen Kran an das Gebäude gehängt werden.

Büro kommt für mich gar nicht mehr in Frage! Weil die Tätigkeiten so variieren. Egal was man sich am Tag vornimmt, es wird immer anders.

Sie hat sich für das Duale-Studium entscheiden, da ihr der Bezug zur Praxis sehr wichtig war. Diese Entscheidung hat sich gelohnt: Mit Mitte 20 leitet sie einen wichtigen Bauabschnitt am Neubau Axel Springer.

Auch Thomas Schäfer ist am Neubau Axel Springer tätig. Er ist Ausbau-Bauleiter und verantwortet die Gewerke der Rauchabschlüsse – ganz konkret: alle Arten von Türen im Gebäude. Zu Beginn des Projektes hat sich Thomas mit einer digitalen Lösung zur Dokumentation der einzelnen Baufortschritte beschäftigt, einen Prototypen entworfen und dann in die laufende Arbeit integriert. Das vereinfacht einiges – er muss jetzt nur noch sein iPad mit auf die Baustelle nehmen und kann so direkt sehen, welche Rauchabschlüsse noch in Bearbeitung sind.

Man kann nach dem Studium kaum vergleichbare Berufe, die einem die Möglichkeit geben so viel Verantwortung zu übernehmen.
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Michael Wienand, Heinrich Walter Bau GmbH

Michael Wienand ist Bauleiter bei der Heinrich Walter Bau GmbH – einem Tochterunternehmen der Eiffage Infra-Bau SE. Verantwortlich für die Erneuerung der brüchig gewordenen Brücke auf der viel befahrenen Bundesstraße Sheffield Ring in Richtung Wittener Straße bei Bochum, weiß Michael Wienand, wie wichtig es für den Erfolg eines Bauprojekts ist, alle Gewerke über alle Bauphasen hinweg fehlerfrei zu koordinieren. Flexibilität und Organisationstalent sind dabei Grundvoraussetzungen. Am Ende ist er stolz, wenn Tausende von Menschen über das fertige Bauwerk gehen beziehungsweise fahren.

Stolz ist man – auf jeden Fall! Wenn man so davor steht, dann sieht man, was man wirklich geschafft hat.

Die Herausforderung der Baustelle waren die etwas beengten Verhältnisse: So mussten tonnenschwere und meterlange Stahlträger ein Mal durch die Innenstadt geführt werden. Der Transport fand nachts statt, damit der Verkehr nicht zu stark durch Sperrungen beinträchtigt wird. Sowohl beim Transport als auch beim Einbauen der Stahlträger war Präzision und Teamarbeit gefragt: Beengte Verhältnisse sowie das stark getaktete Timing für den Einbau verlangten eine enge Zusammenarbeit aller Gewerke. Der kleineste Fehler könnte das Projekt zum wackeln bringen.

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Lukas Kaiser, Implenia Construction GmbH

Bauingenieur Lukas Kaiser ist im Tiefbau tätig und bereut seine Berufswahl keinen Moment. Sein aktuelles Projekt: der Lückenschluss der U-Bahnlinie U5. Er ist Bauabschnittsleiter im Herzens Berlins. Die U5 wird nach Fertigstellung Millionen Berliner und Besucher zwischen zwei Wahrzeichen der Hauptstadt hin und her befördern: dem Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor. Das Errichten einer Gleiswechselanlage sowie das Einsetzen eines gesamten Gebäudes in die Tunnelanlage – mitten in der Innenstadt auf beengtem Raum - ist hier die größte Herausforderung und erfordert die Zusammenarbeit von Spezialisten. Für Lukas Kaiser ist genau dieses Teamwork nicht nur spannend, sondern auch lehrreich.

Teamwork ist auf jeden Fall ein Muss. Man kann es nicht alleine schaffen. Auch ich kann nicht betonieren und keine Bewährung verlegen, dafür kann ich es organisieren. Ich bin aber auf die anderen Leute angewiesen. Deshalb: Teamwork!

Der junge Bauingenieur Lukas Kaiser hat alles im Griff: Von der Koordination bis hin zu Abnahmen der Bauherren und Rücksprachen mit Dienstleistern – All das liegt in seinem Aufgabenbereich. Die hohe Verantwortung und das Zusammenarbeiten mit den Spezialisten der verschiedensten Gewerke sind eine Herausforderung, aber auch das, was Lukas an dem Beruf begeistert.

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Florian Wiest, Leonhardt Weiss GmbH & Co. KG

Florian Wiest sorgt dafür, dass in Ingen Züge auf Schienen gebracht werden können. Begonnen hat alles während eines Praktikums auf einer Großbaustelle. Danach war für ihn klar, dass das Bauingenieurstudium genau das Richtige ist. Als Bauleiter ist er heute dafür verantwortlich, dass Schienen und Weichen millimetergenau verlegt werden und Züge sicher an ihr Ziel gelangen.

Morgens, wenn ich aufstehe und Richtung Baustelle fahre, dann lasse ich mir schon ein bisschen durch den Kopf gehen, was muss ich heute tun, gehe den Tagesablauf durch, überlege mir, was kann ich wie besser machen. Das macht die Faszination für den Beruf aus – jeder Tag ist anders, man weiß nie, was einen erwartet.

Morgens früh aufstehen und der Erste auf der Baustelle sein, ist für Florian kein Problem und gehört mit zu seinem Beruf. Schon während der Fahrt zur Arbeit geht er die einzelnen Aufgaben des Tages durch, die er direkt nach Ankunft im Baubüro an die Gewerke übergibt und einzelne Fortschritte überprüft. Der Schienenwechsel ist besonders spannend: Große Maschinen rollen in Zeitlupe über die Schienen, heben die alten Gleise aus und verlegen gleichzeitig die neuen. Währenddessen schweißen, hämmern und messen die einzelnen Gewerke, sodass die Schienen dort liegen, wo sie hingehören.

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Kevin Dittrich, Leonhard Weiss GmbH & Ko. KG

Maschinenbauingenieur Kevin Dittrich hat sich bewusst für eine Tätigkeit im Bauwesen entschieden. Reparatur und Instandsetzung von Arbeitsgeräten sind zwar sein Steckenpferd, aber seine Schlossereibetriebe haben sich auch auf Stahlbau spezialisiert. Statt in einem Riesenprojekt an etwas Kleinem beteiligt zu sein, ist er im Bauwesen von der Planung bis zur Fertigung der Großprojekte dabei.

Man ist im Maschinenbau, zum Beispiel in der Automobilindustrie, immer an einem riesen Projekt dran, aber in dem Projekt nur an etwas ganz Kleinem. Am Bau ist das anders – man ist von Anfang an überall mit drin, man darf alles mitmachen und man sieht das große Ganze. Man sieht, was man wirklich geschafft hat.

Mit 160 Stahlträgern verstärkt Kevin Dittrich die höchste Autobahnbrücke Deutschlands. Er war bereits von der Planung am Projekt Beteiligt, koordinierte diverse Gewerke und war „live“ bei der Fertigung mit dabei. Alle Instandsetzungs- und Ertüchtigungsarbeiten wurden zudem bei laufendem Verkehr und in schwindelerregender Höhe ausgeführt, was bei Wind und Wetter oftmals eine hohe Herausforderung dargestellt hat. Die Umsetzung dieses Projektes wurde 2016 mit dem „Deutschen Brückenbaupreis“ ausgezeichnet.

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Ronny Schlieder, BMTI GmbH & CO. KG, Sven Kodlin, ED. Züblin AG

Ronny Schlieder ist Maschinenbauingenieur. Auf der Baustelle muss er die Geräte technisch den Anforderungen anpassen. Denn nicht alles, was benötigt wird, gibt es so auch zu kaufen. Gemeinsam mit Bauleiter Sven Kodlin baut er die Autobahn um Berlin. Sven Kodlin behält den Überblick und koordiniert das Projekt, während Ronny Schlieder die notwendigen Arbeitsschritte überwacht.

Es war schon immer ein Männertraum: Baustelle, große Geräte, was zum Angreifen. Zudem bin ich mal eine Woche auf der Baustelle, dann auch mal wieder im Ausland – das macht den Beruf besonders und sehr abwechslungsreich. Ronny Schlieder

Ronny Schlieder arbeitet bereits seit zehn Jahren in seinem Beruf und ist bei der BMTI technischer Berater. Die Weichen stellte er schon während seines Studium und vertiefte seine Spezialisierung Richtung Konstruktions- und Entwicklungstechnik und dann weiter Richtung Spezialtiefbau- und Gewinnungsmaschinen. Sven Kodlin ist auf Ronny angewiesen und zählt auf seine Expertise. Die Baustelle A100 stellte den Bauingenieur Sven vor verschiedenen Herausforderungen, die mit den normalen Maschinen nicht zu bewältigen waren. Mit Hilfe von Ronny, wurden verschiedene Extrateile für die Maschinen gefertigt, sodass die Arbeiten ohne Verzögerungen weiter gehen können.

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Thomas Fellhauer, BMTI GmbH & CO. KG

An der Baustelle „Upper West“ in Berlin-Charlottenburg sind drei Kräne im Einsatz und Thomas Fellhauer sorgt dafür, dass alle präzise und sicher aufgebaut werden. Sie ragen immerhin bis zu 130 Meter in den Himmel.

Das spannende an diesem Beruf „Maschieneningenieur“ in der Bauindustrie ist einfach die Vielseitigkeit. Man hat jeden Tag mit verschiedenen Geräten zu tun, mit verschiedenen Aufgabenstellungen, es sind immer wieder neue Projekte, die neue Lösungen verlangen. Das macht das ganze Thema einfach spannend.

Thomas Fellhauer ist dafür verantwortlich, dass alles funktioniert. Vor allem, dass es sicher funktioniert. Die Baustelle im Westen Berlins, direkt am Breitscheid-Platz hatte besondere Herausforderungen, die es galt zu meistern. Beengt zwischen der Gedächtniskirche und weiteren Hochbauten, entstand ein neues Hochhaus. Die Kräne müssen immer wieder aufgestockt werden um weiter in die Höhe zu bauen. Zusammen mit seinem Team, den Bauingenieuren und den Krankletterern ist eine Aufstockung des Krans immer wieder eine Besondere Maßnahme – die Präzision in allen Phasen abverlangt.

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Tim Reinold

Tim Reinold studierte Bauingenieurwesen mit der Vertiefung zum Europäischen Baumanagement an der Fachhochschule in Oldenburg. Zuvor machte er eine Ausbildung zum Tischler. Bei Ed. Züblin AG arbeitete er als Bauleiter der ARGE Waalkoppel im Zuge des Projektes A50 Ewijk – Valburg in den Niederlande.

Brückenbau ist eine ganz besondere Herausforderung, bei der alle Gewerke fehlerfrei in einander greifen müssen. Schon morgens auf dem Weg zur Arbeit plant der Bauleiter die einzelnen Schritte und die Personalplanung, damit alles reibungslos funktioniert und das Ziel, die Fertigstellung des Projektes fristgemäß erreicht wird. Da sind frühe Arbeitszeiten und Baustellenbegehungen bei Minusgraden nicht auszuschließen, was bei so einem faszinierenden Projekt jedoch gerne hingenommen wird.

Brückenbau ist die Königsdisziplin für Bauingenieure. Ich hoffe, ich kann noch viele Brücken in meinem Leben bauen.

Tim Reinold muss seine Pläne muss dem Untergrund, der Länge und dem Material anpassen. Taktschieben, Freivorbau, Pylone bauen, schwebend oder mit Schrägseilen: Die vielen unterschiedlichen Verfahren anzuwenden und täglich den Baufortschritt zu sehen, macht den Beruf für Tim Reinold perfekt.

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